die rache der fledermaus

johann strauss

 
 

Ein Stück Österreich

Es gibt wohl kaum ein Musiktheaterstück, das sowohl in, als auch außerhalb Österreichs so für Furore gesorgt hat und immer noch Massen begeistert wie Johann Strauss Sohns „Fledermaus“. Vielleicht noch Mozarts „Zauberflöte“, und interessanterweise findet man gerade von dieser das ein oder andere Sample in der „Fledermaus“. Neben dem Uraufführungsort haben die beiden Musiktheaterstücke dann aber doch nicht so viel gemein. Strauss´ „Fledermaus“ ist ein Abbild der österreichischen Gesellschaft des auslaufenden 19. Jahrhunderts und mit seinen morbiden Charakteren so wunderbar zeitlos. Im Umfeld des ersten echten Börsencrash entstanden, geht es um Sein und Schein, um Behauptung und Einlösung, um Jagen und gejagt werden und über allem thront Majestät Champagner.

Jede musikalische Nummer ist ein Ohrwurm und für sich auf unzähligen Silvesterballnächten und Galas erklungen. Alleine die Ouverture ist ein Meisterwerk an musikalischer Raffinesse und ein einziger Champagnerrausch. Mit wem sollen wir mitfühlen, wem trauen oder misstrauen? Wer ist der Bösewicht? Alle und Niemand, denn Schuld hat doch nur der Champagner. Und man kann sich gut vorstellen, dass die Welt sich genauso im ¾ Takt weiter drehen wird. Hat sie das nicht ohnehin bis heute? Und gerade das macht „die Fledermaus“ ebenso unglaublich zeitlos. Es sind echte Menschen mit ihren Bedürfnissen und Nöten, die uns über zwei Stunden an ihrem Leben teilhaben lassen.

Als Regisseur ist die „Fledermaus“ ein Geschenk, das gleichzeitig mit sehr viel Druck verbunden ist. Man kann und soll diesem Stück zutiefst vertrauen – auch, wenn die Rache der Fledermaus, in persona Dr. Falke dann doch nicht ganz so dramatisch ausfällt, ist das Stück durchgehend spannend gebaut. Im Vergleich zu vielen anderen Operetten mit bescheidenen drei, klar definierten Handlungsorten und beinahe aristotelisch in der Einheit von Zeit, gibt es keine dramaturgischen Halsverrenkungen und somit bedarf es keiner intensiven Bearbeitung. Dennoch gibt es geschätzte tausend Variationen. In Text und vor allem in Musikeinlagen im 2. Akt: Alles kann, nichts muss, ist hier die Devise.

Ausgehend vom 2. Akt erlaube ich mir die Verbindung zu einem der berühmtesten Gemälde der Kunstgeschichte herzustellen, Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“. Die Welt, in die wir in der Villa des Prinzen Orlofsky eintauchen, ist ein wahrer Garten der Lüste: Alles ist erlaubt. Sehen wir aber nun im 1. Akt dann das Paradies und im 3. Akt die „Hölle“, wie in Boschs „Tryptichon“? Ich bin mir nicht sicher, aber wir spüren zumindest Anklänge davon. Denn auch bei Bosch ist weder das sogenannte Paradies wirklich ein Paradies, noch ist die Hölle eine wirkliche Hölle und ein reiner Ort der Verdammnis. Dies würde dem liebenswerten Frosch auch wirklich nicht gerecht werden. Wie kann ein fideles Gefängnis die Hölle sein?

Aber alles miteinander nicht so wichtig. Denn wie gesagt schuld war nur der Champagner!

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Musikalische Leitung: Heinz Moser
Inszenierung: Christian Thausing
Choreographie: Evamaria Mayer
Bühne: Christoph Gehre
Kostüm: Isabel Toccafondi
Chorleitung: Susanne Kopeinig
Licht: Wilhelm Jaklitsch
Korrepetition: Helmut Iberer

Besetzung:

Gabriel von Eisenstein: Thomas Essl
Rosalinde, seine Frau: Corina Koller
Dr. Falke: Stefan Jovanovic
Adele: Angelika Niakan
Alfred: Severin Praßl-Wisiak
Ida: Ute Olschnegger
Dr. Blind: Raphael Reifensteiner
Direktor Frank: Janos Mischuretz
Prinz Orlofsky: Viktor Andriichenko
Frosch: Christoph Stein

Chor des Musiktheaters Leoben
Orchester des Musiktheaters Leoben
Tanzensemble des Musiktheaters Leoben